In Gedenken an Frank Gehry

Als ich letzte Woche vom Tod von Frank Gehry hörte, war es ein persönlicher Verlust für mich, sehr viele Jahre lange hatten wir zusammengearbeitet.
Meine Frau, mit der ich gemeinsam sein letztes Wohnhaus im April 2019 besuchen und fotografieren durfte, nachdem er schon fast 1 Jahr dort gewohnt hatte, hat mich bestärkt, von den Begegnungen mit dem Mensch Frank Gehry zu berichten. Herzlich hatten er und seine Frau uns im Haus empfangen und als sie abends ins Konzert gingen, ließen sie uns einfach allein im Haus zurück, alles offen. Amüsiert hat er damals meiner Frau von unserer Zusammenarbeit an diesem Haus erzählt, von unseren Diskussionen, unseren Meinungsverschiedenheiten bei der Umsetzung seines Ziels, ein Haus mit seinen ästhetischen Anforderungen mit minimalem ökologischem Fußabdruck im Betrieb zu bauen. Er ließ damals schon große Bäume im Garten pflanzen, weil er wusste, er würde sie nicht viele Jahre wachsen sehen.

An diesem Haus haben wir bestimmt 7 Jahre gemeinsam gearbeitet und als es fertig war, samt geothermischer Wärmepumpe, Photovoltaik und Sonnenkollektoren, natürlicher Lüftung und Schwerkraftwänden zur Kühlung, hat das Telefon nicht nur einmal nachmittags um 3 Uhr bei uns daheim in Stuttgart geklingelt, also 6 Uhr morgens in Santa Monica. Frank hat dann über ständig öffnende Dachfenster oder Strömungsgeräusche in den Schwerkraftwänden berichtet, die ihm den Schlaf geraubt hatten. Zum Glück konnten wir von Stuttgart aus auf die Steuerung zugreifen und so nach einiger Zeit den Betrieb entsprechend optimieren. Den Lap-pool mussten wir auf 92° F Wassertemperatur planen, für sein morgentlich Schwimmtraining, energetisch eine Herausforderung, aber einer Abdeckung stimmte er schließlich zu.

Dieses Haus war sein Statement, dass nachhaltiges Bauen sich durchaus mit seinen hohen architektonischen Vorstellungen realisieren lässt.

Diesem Ziel nahezukommen haben wir auch in den vielen gemeinsamen Projekten in mehr als 20 Jahre Zusammenarbeit gelernt. Viele – aber eben nicht alle – unserer Vorstellungen konnten wir umsetzen. Besonders stolz war Frank auf die grauen, transparenten PV-Zellen im Dach von seinem Verwaltungsgebäude auf dem Novartis Campus in Basel, die nach seinen Vorgaben entsprechend hergestellt wurden. Ein Missverständnis hatte uns dahin gebracht, denn die schwarze Vorderseite des mit der Post geschickten Photovoltaik-Musters, war für ihn undenkbar, die silberne Rückseite schon eher. Erst war ich geschockt, dann habe ich es als Herausforderung angenommen und zusammen mit Sunways aus Konstanz die Lösung entwickelt.

Frank Gehrys Motto «Häuser sind Skulpturen der Stadt» habe ich anfangs nicht verstanden, aber bei meinem ersten Besuch in Bilbao sofort begriffen. Wenn wir es jetzt noch schaffen, dass diese Stadtskulpturen auch etwas fürs städtische Klima leisten, handeln wir bestimmt im Sinne von Frank Gehry.

Matthias Schuler,
16-12-2025 Stuttgart