Dänemark | LOUISIANA Museum | Anupama Kundoo | Taking Time | 8.10.20 - 31.1.21

Unter dem ersten Haupttitel der Ausstellung, THE ARCHITECTURE OF TIME, hat der Besucher Zugang zu den Forschungsarchiven der indischen Architektin Anupama Kundoo, darunter erste Inspirationsquellen, verarbeitete Materialien und architektonische Werke. Unter den Rubriken Leben, Geist und Materie präsentiert LOUISIANA Kundoo's Untersuchungen über die Natur der Materialien, die Tektonik der frühesten Lebewesen und die Art und Weise der Verarbeitung des Materials durch den Menschen, die sie "die denkende Hand" nennt.
Auf dem Balkon zwischen den beiden großen Räumen der Ausstellung ist eine 1:1-Konstruktion von Kundoo's Einraum zu sehen, der die Grundlage ihres für Auroville geplanten Co-housing-Projekts darstellt. Dieses basiert auf ihren früheren Forschungen zum Prototyp des Full Fill Home, das unter Berücksichtigung der raschen Urbanisierung und der daraus resultierenden Wohnungsnot in Indien konzipiert wurde. Ein einzelnes Haus kann vom zukünftigen Hausbesitzer in sieben Tagen gebaut werden mittels einfacher Kisten aus gegossenem Ferrozement - einem Material, das Kundoo untersucht und erforscht hat. Eingebaute Lagersysteme reduzieren den Bedarf an Möbeln, und das System kann als dauerhaftes oder temporäres Haus verwendet und überall auf der Welt mit einem Minimum an Bauerfahrung errichtet werden.

Das zweite Hauptthema der Ausstellung, CO-CREATION, präsentiert Kundoo's neuestes und bisher größtes Projekt - das Stadt- und Wohnungsbauprojekt Line of Goodwill für die Stadt Auroville. Das Projekt baut nicht nur auf den ursprünglichen Konzepten für die Stadt aus dem Jahr 1968 auf, sondern auch auf dem Geist von Auroville, d.h. der Tradition der fachübergreifenden Zusammenarbeit. Line of Goodwill entstand in Zusammenarbeit mit Klimaingenieuren u.a. der deutschen Firmen Transsolar, Amour Group und Bau Kunst Erfinden sowie mit Studenten dreier Architekturschulen - der School of Architecture der Akademie der bildenden Künste in Kopenhagen, der Yale School of Architecture in New Haven und der Fachhochschule in Potsdam.
In der Ausstellung wird ein Modell (1:50) des 240.000 m² großen Projekts gezeigt, und ein Teil der Fassade ist als Beispiel für Kundoo's Arbeit mit der Entwicklung intelligenter Fassaden im Maßstab 1:1 aufgebaut. Kundoo denkt nachhaltig, sozial, wirtschaftlich und ökologisch, und die Fassaden müssen alle Energie sparen oder erzeugen und gleichzeitig klimatischen Komfort bieten. Sie arbeitet mit drei Fassadenelementen: Green Screens, die durch den Einsatz von Pflanzen als Teil der Fassade den Bewohnern die Natur näher bringen, Möglichkeiten der städtischen Landwirtschaft bieten und ein besseres Klima schaffen; Urban Surplus Recycled, wobei aus dem, was bei indischer Jeans-Herstellung übrig bleibt, Fassadenverkleidungen hergestellt werden; und schließlich Energy Harvesting, wo sie mit Klimaingenieuren an brandneuen energieerzeugenden Fassadenstrategien arbeitet.

Bild oben: Anupama Kundoo Wall House, 2000, Auroville, Indien
Foto: Javier Callejas

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