Brühl Holzbauprojekt, Brühl, Deutschland
Der Bauherr wünschte sich zukunftsträchtigen, bezahlbaren Wohnraum in hoher Wohnqualität, anspruchsvolle Architektur und nachhaltige Technik mit Nutzung erneuerbarer Energien. Vier Architekturbüros mit Holzbauerfahrung entwickelten vier Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise mit je 8-12 Wohnungen als Modelle für künftige Wohnformen. Verschiedene Techniken und Konstruktionsarten kommen hinsichtlich Nachhaltigkeit, Umsetzbarkeit und Behaglichkeit zum Vergleich.
Die Themen Energiekonzept, Tragwerk, Gebäudetechnik, Brandschutz, Schallschutz und Raumakustik beriet ein interdisziplinäres Team von Ingenieuren.
Transsolar erarbeitete die Potenziale passiver und konzeptioneller Maßnahmen zur Reduktion des Heizwärmebedarfs, sowie zur Nutzung der vor Ort verfügbaren regenerativen Energien. Es folgten thermische Gebäudesimulation und Lichtsimulation, um frühzeitig Probleme hinsichtlich Überhitzung, Behaglichkeit und Belichtung der Wohnungen zu identifizieren, sowie anschließende Vorschläge zur Ausrichtung, Speicherfähigkeit der Bauteile, Abstimmung Fensterflächenanteil, Sonnenschutzvorrichtungen, Möglichkeiten zur Nachtauskühlung, sinnvoller Nutzung klimatischer Ressourcen zur Energieeffizienz und Verringerung der notwendigen Technik.
Mit weiteren Simulationen unterstützte Transsolar die Planungen mit Empfehlungen zur Optimierung der Entwürfe. Im Entwurf waren so thermische Behaglichkeit und gute Belichtung in den einzelnen Wohnungen gewährleistet.
Das Haus mit der Südfassade hat dort bewusst keine Fensteröffnungen, um extreme Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Die Fenster der Schlafzimmer erhalten außenliegenden Sonnenschutz mit Möglichkeit zur vollständigen Verdunkelung. Wichtig ist die thermische Qualität der Gebäudehülle. Hierzu wurden jeweils drei unterschiedliche Gebäudestandards untersucht und die Auswirkung des konstruktiven Wandaufbaus, der benötigten Dämmstärke sowie der resultierenden Heizlast ermittelt. Eine der Fassaden hat Profilbauglas als äußere Witterungsschicht mit Abstand zur hölzernen Wandfläche. Die Luftschicht dazwischen regulieren sensorgesteuerte Lüftungsklappen: Im Winter bleiben die Klappen geschlossen und die erwärmte Luft bietet aktive Wärmedämmung. Im Sommer sind die Klappen offen, heiße Luft zieht ab. Die Wände selbst haben eine Dämmung aus Holzspänen, versetzt mit Molke und Soda mit technischer Zulassung in Europa. Die Molke erhöht den Flammschutz und die Außenwand erzielt den erforderlichen Brandschutz. Das alkalische Soda senkt den PH-Wert, was Insekten abhält.
Bei der Wahl der Wärme-/Kälteversorgung fiel die Entscheidung auf eine Sole-Wasser-Wärmepumpe dank des geothermischen Potenzials vor Ort und des geringen Primärenergiebedarfs. Verglichen wurden auch zentrale und dezentrale Versorgung von Wärme und Trinkwarmwasser in Konzeptvarianten, von klassischen Einzelversorgung bis zur gemeinsamen Versorgung durch ein Nahwärmenetz, analysiert auf Primärenergiebedarf, Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit, Investitions- und Betriebskosten und deren Amortisation sowie der resultierenden Anforderungen an die Architektur.