Erweiterung Calgary International Airport, Calgary, AB, Kanada
Warme Sommer und kalte Winter prägen das Klima in der Prärie unweit der Rocky Mountains. Hinzu kommt der Fallwind „Chinook“, der es vermag, innerhalb von Stunden winterliche Lufttemperaturen von −20 °C auf +10 °C oder mehr zu erhöhen, die danach wieder auf Ausgangsniveau fallen. Die Windgeschwindigkeit kann über 120 km/h betragen.
Der Neubau des internationalen Flughafens in Calgary verdoppelt die Kapazität des bestehenden. Das Designteam hat in einem ganzheitlichen Ansatz ein integrales Klima- und Energiekonzept für das Gebäude entwickelt, die Vorgaben waren: Man soll möglichst viel von der Skyline der Stadt als auch von den Bergen sehen können, in den Innenraum soll aber nicht zu viel Sonnenstrahlung und Wärme eindringen; niemand darf geblendet werden, aber ausreichend viel natürliches Tageslicht soll zur Verfügung stehen. An Fassaden mit hohen Sonnenexposition wird eine doppelschalige Glasfassade mit einem effizienten Sonnenschutz im Fassaden-Zwischenraum eingesetzt, um Solareinträge und Tageslichteinfall zu optimieren. Die Doppelfassaden bilden eine thermische Pufferzone, die durch Kaminwirkung auf natürliche Weise durchlüftet wird. Um Wärmeverlust zu vermeiden, werden die Lüftungsklappen nachts und im Winter geschlossen. Die reflektierenden Jalousien zwischen innerer und äußerer Verglasung sind witterungsgeschützt und zu 10% perforiert, d.h. die einfallende Sonne wird effizient verschattet, man wird nicht geblendet, behält aber stets Sichtkontakt nach außen. Über eine automatische Ansteuerung werden hervorragende Tageslichtverhältnisse und guter Sonnenschutz kombiniert, Oberlichter sorgen ebenfalls für Tageslicht, ihre in die Verglasung integrierten Mikro-Sonnenschutzraster verhindern dabei direkte Besonnung. Tageslichtabhängig gesteuerte LEDs sorgen für die elektrische Beleuchtung.
Weniger exponierte Nordfassaden sind mit einer dreifachen Verglasung und neutral-selektiver Beschichtung versehen. So können Wärmeverluste im Winter minimiert und Solareinträge in sommerlichen Morgen- und Abendstunden kontrolliert werden. Opake Fassaden sind gut wärmegedämmt und alle Fassaden weisen hohe Luftdichtigkeitswerte gegen ungewünschte Infiltration von Außenluft auf.
Zur Konditionierung der öffentlichen Bereiche kommt eine Fußbodenheizung/-kühlung zum Einsatz. Diese kann in Kombination mit einer thermischen Schichtung der Raumluft die Kühllast für große Volumina stark reduzieren. Büroartige Bereiche sind mit einer Kühldecke ausgestattet.
Eine Niederdruck-Quellluftanlage mit einer hocheffizienten Rückgewinnung von Abwärme und Feuchtigkeit aus der Abluft sowie belegungsabhängige Außenluftventilationsraten verbessern den Raumkomfort und minimieren den Strombedarf für die Belüftung.
Zur Energiegewinnung dienen vertikale Bohrungen unterhalb der Bodenplatte. Mit 580 Stück Erdsonden von 500 ft. (ca. 150 m) Tiefe verteilt auf vier Bereiche ist es das das größte Geothermiefeld im westlichen Kanada. Ein etwa ein Kilometer langes Niedertemperaturnetz verbindet die wichtigsten Maschinenräume für die Wärmerückgewinnung bei Ausfallsicherheit (N+1 Redundanz) mit dezentralen KWK-Anlagen, die effizient für Strom und Wärme in Kombination sorgen. Das Gebäudedach ist für eine Integration von Solarstrom erzeugenden Photovoltaikanlagen vorbereitet.