Kunstmuseum Siedle Haus, Furtwangen, Deutschland

Kunstmuseum Siedle Haus

Das neue „Siedle Haus“ grenzt an das Betriebsgelände der Firma. Seine Aufgabe ist, die umfangreiche Sammlung der Horst und Gabriele Siedle Kunststiftung mit Werken von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem dient es als Plattform für vielfältige Formate und Veranstaltungen, als eine Art kulturelles Zentrum für die Region.

Mittels photogrammetrischer Scans wurde ein Altbau, ein dreigeschossiges Wohngebäude, als digitales Modell erfasst und dann in Schalungsmatrizen übersetzt und in Beton gegossen. Diese neue Stahlbetonstruktur bildet so die Oberfläche der Wände des alten Gebäudes nach, wird zum tragenden Abguss und umfasst von der Fassadenkonstruktion, dem Obergeschoss in Holzbauweise, sowie dem großen Dach mit hölzernem Tragwerk.
Die Flächen des gut wärmegedämmten Dachs reichen fast bis zum Boden; sie sind mit Lärchenschindeln belegt, aber auch mit Photovoltaik-Elementen in Schindelform, dort wo diese nicht verschattet werden.
Das Gebäude muss der Kunstsammlung ebenso gerecht werden wie den verschiedenen weiteren Nutzungen.

Die Fassade besitzt einen hohen Anteil aus Glas: Ihre vertikalen Elemente sind vollständig verglast und mit ungeteilten, geschosshohen, dreifachen Sonnenschutzscheiben ausgestattet. Es ist kein verstellbarer Sonnenschutz vorgesehen. Nur die Westfassade bietet eine bauliche Verschattung.
Für die Raumtemperaturen in Schauraum, Depot und Forum waren projektspezifische Werte vorgegeben.
Alle Räume wurden mit dynamischen thermischen Simulationen untersucht.

Lehm und Lehmputz dienen als Feuchtepufferspeicher im Bereich Depot.
Der Schauraum, der im inneren monolithischen Betonbereich untergebracht ist, besitzt eine thermische Aktivierung, die auf beide Wandseiten wirkt.
Eine Vollklima-Anlage behandelt mit vier thermodynamischen Behandlungsstufen den Schauraum, das Depot, die Ausstellungsvorbereitung und den Depotvorraum gemeinsam. Eine einfache Lüftungsanlage mit Nachheizregister versorgt alle anderen UG- Räume. Die Abluft der WC-Räume wird separat abgeführt.
In den EG-Räumen, den Büros und im Forum wird über Fenster gelüftet.
Im Schauraum und im Depot ist Quelllüftung vorgesehen; die Zuluft tritt aus 20 cm breiten Lüftungsgittern im Boden vor den Wänden. Die Abluft wird zentral im Dachbereich abgeführt.
Das Depot erhält konditionierte Luft über nicht verborgene Kanäle mit Überströmung in den Vorraum, wo sie abgesaugt und zum Lüftungsgerät zurückgeführt wird.

Im Schauraum liegen die thermisch aktivierten Bereiche über der gesamten Höhe in den Wänden, denn die Decken sind für raumakustische Maßnahmen reserviert.
Das Foyer besitzt Fußbodenheizung /-kühlung.
Über Bohrpfähle versorgen sich die Flächenkühlung und die Umluftkühler direkt mit Kälte aus der Tiefe. Eine zusätzliche nutzungsspezifische Kälteerzeugung dient zur Entfeuchtung der innen liegenden Museumsräume.