Generalsanierung Wohnhochhaus Güterstraße 30, Pforzheim, Deutschland
Das sanierungsbedürftige, neungeschossige Wohnhochhaus aus den 1970er Jahren ist eines von fünfzehn Sanierungsprojekten, das von dem „zukunft haus“ Modellvorhaben der dena („Auf dem Weg zum EffizienzhausPlus – klimaneutrales Bauen und Sanieren“) gefördert wurde. Dabei werden nur innovative Wohnungsbauprojekte berücksichtigt, die über die üblichen Standards hinausgehen und wegweisende zukünftige Lösungsansätze aufzeigen. Das Gebäude erreicht einen „Nahe Nullenergie“ Standard mit bemerkenswert geringen CO2-Emissionen.
Das Gebäude liegt direkt am Pforzheimer Bahnhof und dient als „Leuchtturm-Projekt“, um diesen vernachlässigten Stadtteil attraktiver zu machen. Die Sanierung wurde im bewohnten Zustand durchgeführt, die Mieterhöhung nach Fertigstellung wird durch die wesentlich niedrigeren Energiekosten mehr als kompensiert.
Zentrale Bausteine des Entwurfskonzeptes sind eine neue hochgedämmte, hinterlüftete Gebäudehülle aus Betonsteinen im Passivhaus-Standard und die Schaffung großzügiger, überdachter privater Balkone. Die neue Gebäudehülle trägt zu einer deutlichen Steigerung des Wohnkomforts der Bewohner bei (Schall-, Sonnen- und Wärmeschutz). Die Elektronachtspeicherheizungen und Warmwasserboiler in den jeweiligen Wohnungen wurden durch eine komplett neue haustechnische Anlage ersetzt. Die Heizwärme und die Brauchwassererwärmung werden über einen in die Fassade integrierten Kapillar-Solarabsorber erzeugt. Wärmepumpen machen die gewonnene Energie nutzbar. Der Eisspeicher mit einem Volumen von 58 m³ dient je nach Saison als Wärme- oder Kältezwischenspeicher. Photovoltaikmodule und eine Kleinwindkraftanlage auf dem Dach decken den Strombedarf. Frischluft kommt über die dezentrale Lüftung, die mit Wärmerückgewinnung arbeitet.
Durch den Verzicht auf Verbundkonstruktionen und den Einsatz recyclingfähiger Baustoffe wird graue Energie reduziert.
Das energetische Monitoring am Gebäude, das nach der Inbetriebnahme gestartet wurde, zeigt, dass die Ergebnisse bereits im ersten Jahr die prognostizierten Kennwerte übertreffen. Im Jahr 2015 betrug der Jahresendenergieverbrauch 14 kWh/m²a und der Jahresprimärenergieverbrauch 37 kWh/m²a und lag damit 65 % bzw. 25 % unter den geforderten Werten der dena. Darüber hinaus werden 95% CO2-Emissionen eingespart.
2016 Europäischer Architekturpreis "Energie + Architektur"
2015 DGNB Preis „Nachhaltiges Bauen“
2015 Pforzheim-Enzkreis Sonderpreis Solar- und Energiepreis