Energetische Sanierung und Modernisierung Rathausstraße 15, Rosenheim, Deutschland

Energetische Sanierung und Modernisierung Rathausstraße 15
Energetische Sanierung und Modernisierung Rathausstraße 15

Das fünfgeschossige Bürogebäude aus den 70er Jahren liegt im Zentrum der Stadt. Die Gebäudehülle entspricht nicht den aktuellen energetischen Anforderungen, räumliche und technische Ausstattung sind veraltet. Die Struktur bleibt erhalten und wird aufgestockt. Ziel des Vorhabens ist «Effizienzhaus 40», mit jährlichem Primärenergiebedarf von nur 40% des gesetzlichen Standards. Die Erhaltung der "Grauen Energie" im weiterverwendeten Bestand spart in Verbindung mit der Holzbauweise der Gebäudehülle im Vergleich zu Abriss mit konventionellem Ersatzneubau nicht nur über 1.000 t CO₂ ein, sondern auch 4.600 t Abfall.
Der schmale Baukörper ermöglicht effektive Querlüftung, die auf natürliche Weise funktioniert. In nahezu allen Räumen kann Tageslicht optimal genutzt werden. Das Tragwerk aus Stahlbeton spielt zentrale Rolle im passiven Kühlkonzept. Die thermische Masse von Betondecken kann Temperaturschwankungen ausgleichen, wenn nicht abgehängt wird. Besonders im Sommer dient sie als Wärmepuffer: Über Nacht abgekühlt, nimmt sie tagsüber nur langsam Wärme auf, wodurch das Raumklima angenehm bleibt. Voraussetzung ist eine durchgehende natürliche Lüftung in der Nacht, die die tagsüber aufgenommene Wärme abführt, und das Gebäude rein passiv und energieeffizient kühlt. An heißen Tagen sorgen Deckenventilatoren effektiv und energieeffizient durch Luftbewegung dafür, dass sich die Temperatur um ~ 2 °C kühler anfühlt, ohne dass aktive Kühlung erforderlich ist. Individuelle Nutzersteuerung steigert Zufriedenheit am Arbeitsplatz, da die Menschen Einfluss auf ihr Raumklima nehmen können. Auch die natürliche Lüftung trägt zur Behaglichkeit bei, entscheidend sind bedienbare Lüftungselemente: Wetterfest und schalldämmend gestaltet, ermöglichen sie auch in Straßennähe individuelle Nutzung der natürlichen Lüftung und sorgen für Komfort. Eine bedarfsgesteuerte mechanische Grundlüftung sichert auch in der kalten Jahreszeit beständig hohe Luftqualität. Effektive Wärmerückgewinnung senkt den Heizenergiebedarf im Winter. Lüftungsgeräte in jedem Geschoss verteilen die vorgewärmte Zuluft in die Aufenthaltsbereiche und leiten die Abluft passiv zurück in die Erschließungszonen. So ist die Anzahl an Zuluftkanälen und Brandschutzklappen minimal.
Aktive Strahlungssegel beheizen die Räume effizient, bedarfsgerecht und schnell. Sie bieten nicht nur hohen thermischen Komfort, sondern tragen auch zur Raumakustik bei, da sie schallabsorbierende Flächen schaffen. Zudem können sie für aktive Kühlung genutzt werden, sollte diese durch die zunehmenden Sommerhitzeperioden nötig werden.
Die Dachaufstockung wird als Holzbaukonstruktion mit Lehmdecken realisiert. Holz hat einen geringen ökologischen Fußabdruck und speichert CO2. Lehm ist gesundheitlich unbedenklich, absorbiert Luftschadstoffe, sorgt für thermische Stabilität und reguliert auf natürliche Weise die Luftfeuchte.
Das Konzept zielt auf robusten Gebäudebetrieb und dank geringer Komplexität und einfach bedienbarer, wartungsarmer Technik bleiben die Kosten niedrig.
Dieser Ansatz, der ressourcenschonenden Bestandserhalt mit den passiven Eigenschaften des Gebäudes in Sachen Tageslicht, Wärmeschutz und natürlicher Lüftung verknüpft, ist wegweisend und empfiehlt sich als Modell für künftige Sanierungsprojekte.