Neue Architekturschule im alten Druckhaus, Siegen, Deutschland

Neue Architekturschule im alten Druckhaus

Ziel für das Energie- und Klimakonzept war ein robuster und nachhaltiger Ansatz für ein ökologisch sinnvolles Gebäude, das den Nutzerinnen und Nutzern maximalen Komfort bietet. Das Konzept soll also negative Umwelteinflüsse minimieren, Energieverbrauch und CO2-Emissionen im Gebäudebetrieb reduzieren und den Materialeinsatz möglichst geringhalten. Um Ressourcen zu schonen, wird insbesondere das bestehende Bauwerk weiter genutzt und mit natürlichen Materialien ausgestattet, um die sogenannte Graue Energie, also die Energie, die Herstellung und Transport von Baumaterialien benötigen, möglichst gering zu halten
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Verschiedene architektonische Maßnahmen sind in der Lage, den Energieverbrauch für Kunstlicht, Klimatechnik und Wärmebedarf des Gebäudes deutlich zu senken.
Von Beginn des Entwurfs an hat KlimaEngineering die Architektur geprägt. Um maximalen Komfort bei minimalem Energie- und Materialaufwand zu erzielen, wurde die Dachform im Team mit Architektur und Tragwerk ausgearbeitet, wie auch ein weiteres wesentliches Element, die Übergangszone zwischen Außen- und Innenraum mit Zwischenklima, Mid-Door-Space genannt. Diese unbeheizte Pufferzone wirkt wie Dämmung, sorgt für geringere Transmissionswärmeverluste, senkt so den Energiebedarf und gliedert die Fläche in thermisch unterschiedlichen Zonen, Indoor, Mid-door, Outdoor, die sich je nach Jahreszeit und persönlichem Empfinden nutzen lassen. Verglasung und lichtdurchlässige Gitter im Mid-Door-Space gewährleisten gute Tageslichtversorgung und erlauben die Nutzung passiv solarer Gewinne. Das Erdgeschoss wird energiebewusst niedrig beheizt. Räume, die im Winter keine hohen Temperaturen erfordern, wie z.B. die Werkstatt, sind hier angeordnet.

Der offen gestaltete Grundriss eignet sich gut für natürliche Lüftung. In den oberen Geschossen werden die Flächen durch natürliche Belüftung über die gesamte Gebäudehöhe belüftet. Die Zuluft tritt durch Fassadenöffnungen an der Flussseite ins Gebäude ein. Heizkörper an der Fassade vermeiden, dass kalte Luft unangenehm nach unten fallen kann. Öffnungen im oberen Bereich, im sogenannten Cloudspace, führen die Abluft ab. Dank Dachform und durch die Höhenunterschiede ist natürliche Belüftung des Gebäudes möglich. Auch die Büros lassen sich natürlich belüften, dank geringer Raumtiefen effektiv durch öffenbare Fenster. Die Heizkörper an der Fassade verhindern auch hier Zugerscheinungen durch Kaltluftabfall.
Den thermischen Komfort im Sommer gewährleistet die Kombination von außenliegendem Sonnenschutz und Nutzung der thermische Masse des Gebäudes mit Nachtlüftung. Flusswasser und Bepflanzung kühlen durch Verdunstung die Luft draußen, die so passiv gekühlt als Zuluft dazu beiträgt, sommerliche Überhitzung Im Innenraum zu vermeiden. Den Cloudspace temperiert im Sommer zusätzlich die Fußboden-Kühlung. Der Baumbestand spendet Schatten, auch für das Erdgeschoss, dank der auskragenden Struktur bei hoher Sonneneinstrahlung im Sommer. Vorhänge im Innenraum schützen vor Blendung.

Das Regenwasser vom Dach wird zur Bewässerung der Pflanzen gesammelt. Vorgesehen ist auch eine PV-Anlage auf dem Dach, um Solarstrom zu erzeugen. Aus einem Grundwasserbrunnen bedient sich ein System an Umweltenergie, um das Gebäude dank reversibler Wärmepumpe nach Bedarf zu heizen oder zu kühlen.