Einfach Bauen – Umkleidekabinenanlage Juchhof 3, Zürich, Schweiz

Einfach Bauen – Umkleidekabinenanlage Juchhof 3

Können wir durch "Einfaches Bauen" ressourcenschonender und nachhaltiger bauen? Inwiefern trägt ein ganzheitlicher Ansatz zu einer effizienteren und trotzdem vielfältigen und ansprechenden Lösung bei? Mit dem Konzept „Einfach Bauen“ hat die Stadt Zürich Leitsätze entwickelt, die alle Lebensphasen eines Gebäudes berücksichtigen und somit eine intelligente und bedarfsgerechte Gestaltung ermöglichen. „Einfach Bauen“ umfasst fünf Thesen, die bei den Projektideen auszuarbeiten und mit Inhalt zu füllen waren: I) Baue nur was Du wirklich brauchst; II) Löse Probleme architektonisch; III) Baue entsprechend der Lebensdauer des Gebäudes; IV) Baue mit wenig Technik. V) Übernimm Verantwortung für das Gebaute.

Der zweistufige Wettbewerb für den Neubau des Garderobengebäudes Juchhof 3 diente der Stadt als Pilotprojekt, um innovative architektonische Ansätze für die Anwendung dieses Verfahrens aufzuzeigen und Erkenntnisse aus dem Planungsprozess auch für andere städtische Projekte nutzbar zu machen. Das Garderobengebäude ist Bestandteil der Rasensportanlage Juchhof im Züricher Stadtteil Altstetten, die mit Juchhof 1 und 2 bereits 22 Fußballvereine mit 102 Teams beherbergt. Der Bedarf an zusätzlichen Kapazitäten und der schlechte Zustand des alten Gebäudes erforderten eine Neuplanung. Vorzusehen waren 12 Garderoben und Duschen, Infrastrukturräume für Trainerinnen und Trainer, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, ein Foyer sowie ebenso drei normgerechte Kunstrasenplätze.

Der Entwurf sieht ein Gebäude ohne Rückseite vor, das allseitig eine sich öffnende Geste zeigt. Die Duscheinheiten sind „Rücken-an-Rücken“ anordnet und die Bereiche mit den höchsten Anforderungen an Wärme und Abschirmung nach dem Zwiebelprinzip in die Mitte genommen. Umgeben sind sie von einem schützenden Ring aus Garderoben mit nach außen gerichteten Zugängen und Sitznischen, die den sozialen Austausch unterstützen. Die als Außenraum konzipierten Erschließungswege sind durch diese Anordnung nicht Teil des beheizten Volumens. (Leitsatz I)

Das Gebäude ist in die nord-westlichen Ecke des Grundstücks eingefügt und nutzt die natürliche Topografie, um Schutz vor Hochwasser und einen ebenen Geländezugang zu gewährleisten. Eine erhöhte Zuschauerterrasse mit Sitzstufen bietet einen Blick über die Spielfelder und den Vorplatz. Der eingeschossige Typus ist in Schnitt und Grundriss besonders einfach konzipiert und ermöglicht eine direkte Zugänglichkeit aller Räume, ein sehr einfaches Brandschutzkonzept und eine natürliche Belichtung und Belüftung durch Oberlichter. (Leitsatz II)

Robuste und wartungsarme Konstruktionen und bewährte Materialien orientieren sich an der Lebensdauer des Gebäudes und sind mit ihren statischen und thermischen Eigenschaften optimal an die Nutzung angepasst. Dachkonstruktion, Außen- und Garderobentrennwände sind aus massiven, nicht behandelten Holzelementen vorgesehen. Die Trennwände der Nassbereiche im Innern werden aus Mauerwerk, die Bodenplatte und das Fundament aus wasserdichtem Stahlbeton hergestellt, die eine hohe Wärmespeicherfähigkeit bieten. Mit seiner archetypischen Scheunen-Form greift der Entwurf nicht nur auf erprobte, langlebige Bauweisen zurück, sondern vermittelt zudem ein unaufgeregtes, vertrautes Erscheinungsbild. (Leitsatz III)

Die Haustechnik ist auf das Nötige reduziert und in Bezug auf Funktion und Bedienung transparent: Eine PV-Anlage auf dem Dach versorgt das Gebäude mit Energie, gelüftet wird natürlich (Leitsatz IV)
Durch das Zusammenspiel einfacher Lösungen entsteht ein in Form und Konstruktion selbstverständliches Gebäude von hoher ökologischer, ökonomischer und sozialer Qualität, das sich über seine gesamte Lebensdauer ressourcenschonend nutzen und unterhalten lässt. (Leitsatz V)