'Hortus' Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus, Allschwil, Schweiz

'Hortus' Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus

Im Auftrag der SENN Resources AG erstellte Herzog & de Meuron im Entwicklungsareal 'Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus' in Allschwil (Kanton Basel-Landschaft) eine Projektstudie für eine Investitionsimmobilie, vorgesehen für Mischnutzung von Gewerbe und Büro. Mit der Planung verfolgt der Bauherr die Leitidee, „ein kühnes und robustes Haus zu erstellen, welches in verschiedenster Hinsicht hervorragend sein soll“. Damit ist eine bautechnische und energetische Konzeption verbunden, die das Gebäude energiepositiv darstellt. D.h. die Gesamterstellungs-Hypothek an Grauer Energie und CO2 muss innerhalb von maximal 40 Jahren unter Berücksichtigung der Gebäudebetriebsenergie auf null abgebaut werden. Dabei ist der «Positive Lifecycle» als genereller Anspruch über die reine Energetik und ökologisch zyklische Betrachtungen hinaus auch auf weitere Aspekte wie beispielsweise die Behaglichkeit auszudehnen.
Zusätzlich liegt der Fokus auf „archaische“, energetisch sinnvolle Materialien mit roher Ästhetik wie beispielsweise Holz oder Lehm - und dies bei verringertem Glasanteil in der Gebäudehülle. Dabei ist maximale Materialtransparenz erwünscht, durch systematische, sichtbare Trennung von Primär- und Sekundärstrukturen. Planungsziel waren auch erschwingliche Mietflächen.
Das House of Research, Technology, Utopia and Sustainability – kurz HORTUS – ist seit Juni 2025 in Betrieb. Seither erzeugt das Gebäude mehr Energie als es benötigt, und zahlt seine graue Bauenergie während einer Generation (~30 Jahren) zurück. Um dies zu erreichen, haben interdisziplinäre Teams besondere Bauteile entwickelt, wie die Holz-Lehm-Decken- und Wandelemente. Diese wurden auf der Baustelle vorgefertigt in einer Feldfabrik, aus dem Material vor Ort gestampft. Holz, Lehm und Altpapier sowie der Verzicht auf eine Unterkellerung minimieren die verbaute Energie. Photovoltaik auf Dach und Fassade mit insgesamt 5.000 m² Fläche liefert jährlich etwa 800.000 kWh Strom.
HORTUS ist der Kreislaufwirtschaft verpflichtet. Jedes Bauteil hat eine bereits vor dem Verbauen definierte Zukunft mit einer Anleitung zur Weiterverwendung, sollte das Gebäude eines Tages nicht mehr benötigt werden. Dank Naturmaterialien und Garten im Innenhof bietet das Gebäude angenehmes Raumklima und beispielhafte Arbeitsatmosphäre.
Transsolar hat mit Studien beraten und für das Projekt verschiedene Energie-Komfort-Konzepte analysiert. Darin enthalten waren Untersuchungen zum Einfluss unterschiedlicher Lüftungsstrategien auf Raumtemperatur und Bedarf an Kühlung, Varianten in Lösungsansätzen zur Beheizung und Kühlung sowie Betrachtungen zum CO2-Fußabdruck der Varianten und Lösungsansätze bis hin zu zum Stromeintrag durch Fotovoltaik. Die Analysen sind maßgeblich daran beteiligt, dass das Gebäude seinen Innenhof besitzt, der nicht nur für Lichteintritt sorgt, sondern die Möglichkeit zu natürlicher Lüftung maximiert.
Aus der Energiezentrale des Main-Campus¬ liefert eine Wärmepumpenanlage mit Erdsonden Fernwärme. Möglichkeit zum Kühlen bietet ebenfalls die Geothermie aber auch die Belüftung. Guter thermischer Komfort ergibt sich aus der Ausnutzung thermischer Bauteilmasse mit einer Nachtauskühlung, unterstützt durch eine kontrollierte Raumluftströmung mit Hilfe von Deckenventilatoren. Lediglich innenliegende Zonen werden mechanisch belüftet in Kombination mit einer Flächenkühlung an der Decke. Auf eine Lösung mit Eisspeicher konnte so verzichtet werden. Die Nutzflächen mit direktem Fassadenbezug sind über die Fassade belüftet. Querlüftung über den zentralen Innenhof sowie über die Möglichkeit zu einer Schachtlüftung bei höheren Raumtiefen unterstützen das natürliche Lüftungskonzept.
Damit das Raumklima auch in so großen Büroräumen stets gewährleistet bleibt, wurden Sensoren in die Lampen eingebaut, die den CO₂-Gehalt, die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit erfassen. Werden gewisse Grenzwerte erreicht, wird automatisch Frischluft von unterhalb des Gebäudes in den Raum geblasen. Das ist möglich, weil HORTUS auf Stelzen steht und sinnvoll, weil die Luft im Sommer unter dem Gebäude kühler ist als die Umgebungsluft, im Winter hingegen wärmer.
Die Gebäudefunktion wird mit Messdaten erfasst, was später ausgewertet werden soll.