Alnatura Campus, Darmstadt, Deutschland

Alnatura Campus
Alnatura Campus

Die Biomarktkette Alnatura hat in Darmstadt auf dem Areal der ehemaligen Kelley Barracks eine Fläche von rund 50.000 m² für ihren neuen Firmensitz auserwählt, den Alnatura Campus. Hier gibt es Platz für einen öffentlichen Waldorfkindergarten, ein vegetarisches Bio-Restaurant, einen Bio-Supermarkt und auch für Nutz- und Schulgärten zum Zeigen des Anbaus von Bio-Lebensmitteln von der Aussaat bis zum fertigen Produkt und auch für das Herzstück, dem ganz besonderen neuen Firmensitz mit rund 500 Arbeitsplätzen, Europas derzeit größtem Bürogebäude mit Lehmfassade.
Die dreistöckige „Bürowelt“ gliedert sich in die Bereiche Büro, Konferenz und Restaurant. Neben dem Anspruch an ein gutes Raumklima wird besonders auf „Einfachheit“ im Sinne von Robustheit Wert gelegt: Mehr Qualität durch Reduktion. So wurde bereits bei der Planung darauf geachtet, dass passive Maßnahmen den Aufwand für technische Anlagen möglichst gering halten. Auch die graue Energie des Neubaus wurde wissenschaftlich evaluiert, d.h. die Energiemengen ermittelt, die nötig sind für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung der Baustoffe, und ressourcenschonende Lösungen für die Bauteile übernommen.
Das Ergebnis ist ein hochleistungsfähiges, energieeffizientes Gebäude mit optimiertem Innenkomfort aus recyclebaren bzw. natürlichen Materialien wie dem Tragwerk des Satteldaches aus Holz und den Lehmfassaden. Vom Material der gestampften Fassadenelemente stammt ein großer Anteil aus der Stuttgart21 Tunnelbaustelle. Die Fenster in den Lehmfassaden sind außenliegend verschattet. Ost- und Westfassade sind raumhoch verglast und versorgen zusammen mit hellen Oberflächen, dem Atrium und den nordorientierten Oberlichtern optimal mit Tageslicht. Der Lauf der Sonne wurde in der Raumaufteilung berücksichtigt, um natürliches Licht im gesamten Gebäude optimal zu nutzen. Das Kunstlicht wird abhängig von Nutzung und Tageslicht geregelt. Das Gebäude wird natürlich belüftet, wobei ein Erdkanal die Frischluft vorkonditioniert, die dann über Quellluftauslässe in die Kerne der Bürobereiche eintritt. Die Nutzer können darüber hinaus die Fenster öffnen. Steuerbare Öffnungen im Dach des Atriums dienen der Durch- und Ablüftung. Das System ist mit CO₂-Sensoren ausgestattet und wird bei Bedarf mit aktiven Lüftern unterstützt.
Solare Gewinne werden gezielt genutzt und Wärmeverluste minimiert, um den Aufwand für das Heizen gering zu halten. Gekühlt werden die Räume im Sommer, indem Nachtluftspülung die thermische Masse herunterkühlt. Zudem ist ein radiatives System als Wandheizung und Direktkühlung in die raumzugewandten Seiten der Lehmwände integriert und kann zugeschalten werden. Mit Wärme und Kälte versorgt sich das Gebäude geothermisch über Erdsonden; Photovoltaik auf dem Dach erzeugt elektrische Energie.

2019 'best architects 20' award für Bürogebäude
2019 DGNB Platin
2019 Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur