Renovierung: Ökologischer Seminarhof, Vissum, Deutschland

Renovierung: Ökologischer Seminarhof

Ein hundert Jahre alter Hof wurde umweltfreundlich renoviert und in ein Seminarzentrum umgewandelt. Der altmärkische Dreiseithof wurde durch ökologische und regionale Materialien neu konzipiert und mit Jurten und Tiny Houses ergänzt. Aus dem alten Stall wurde ein Gastronomielokal, die Scheune in Wellnessbereich und Yogaraum verwandelt. Somit dient der Hof zu einem Ort für authentische Begegnung und persönliches Wachstum.
Ein wesentlicher positiver Teil der Ökobilanz des Projekts leitet von dem Wesen der Bestandssanierung ab, da die Hofgebäude komplett erhalten wurden. Die Entscheidung, diese denkmalgeschützten Strukturen stehen zu lassen, sorgt für einen geringen ökologischen Fußabdruck. Ziel der Sanierung war es, einen zukunftsweisenden Gebäudekomplex zu entwickeln, ohne die bereits bestehende Bausubstanz zu beeinträchtigen. Ein integrales und detailliertes Klima- und Energiekonzept wurde entwickelt, das sich in die bestehende Bausubstanz Gebäudekomplexes integrieren ließ. Zum Klimakonzept gehören passive Elemente, wie sommerliche Verschattung und natürliche Fensterlüftung für Empfang, Haupthaus und Jurten sowie sommerliche Querlüftung durch großzügige Lüftungsklappen im Wellnessbereich. Der mechanische Anteil der Lüftung für Wellness- und Seminargebäude arbeitet mit Wärmerückgewinnung.
Für das Heizen des Komplexes ist der nachwachsende Rohstoff Holz vorgesehen. Ein Hackschnitzelkessel befeuert ein kleines Nahwärmenetz auf dem Areal. Mit dieser Versorgung können gegenüber einer fossilen Beheizung signifikante Einsparungen hinsichtlich Primärenergie und CO2 Emissionen realisiert werden. Zusätzlich erzeugt eine Photovoltaikanlage erneuerbaren Strom, der auf dem Areal genutzt wird.
Transsolar hat den Komplex auf sein dynamisches Gebäudeverhalten analysiert. Dabei wurde der Einfluss der Nutzung der unterschiedlichen Bereiche berücksichtigt wie auch passive und aktive Systeme zur Raumkonditionierung in Kombination mit möglichen Varianten zur Energieversorgung. Die Simulationsergebnisse ermöglichen es, Daten für Raumtemperatur- und Leistung, Primär- und Endenergieverbrauch sowie CO2–Emissionen zu ermitteln. Sie dienen als breite Basis für ganzheitliche Bewertung der untersuchten Maßnahmen und Konzeptvarianten und ermöglichen die optimierte Auslegung der Gebäudekomponenten und haustechnischen Systeme.
Hierfür wurden auch Verschattungsstudien erstellt, in deren Rahmen es auch galt, vor Ort zu ermitteln, welchen Einfluss der Baumbestand durch seinen Schattenwurf auf die Glasfassaden der Bereiche „Wellness“ und „Seminar“ ausübt. Für eine solche Aufgabe kommt eine Kamera mit einem sogenannten Fischaugen-Objektiv zum Einsatz. Sie liefert ein Abbild ihrer gesamten Umgebung wie eine Halbkugel, welches ungewohnt und verzerrt erscheint, dessen Sinn aber darin besteht, auf einen Blick präzise alle rundum befindlichen Objekte zu erfassen. In ein solches Bild fügt man nachträglich die zum Standort der Kamera gehörigen Sonnenpfade ein, die den Verlauf der Sonne während des Tages zu verschiedenen Jahreszeiten zeigen. Damit lassen sich die gewünschten Informationen ermitteln, wann und wie lange der Standort der Kamera entweder von umliegenden Objekten verschattet oder der Sonne ausgesetzt ist.