Cradle Campus – Weleda Logistik- & Produktionszentrum, Schwäbisch Gmünd, Deutschland

Das neue Logistikzentrum der weltweit größten Herstellerin zertifizierter Naturkosmetik und anthroposophischer Arzneimittel, befindet sich am östlichen Stadtrand von Schwäbisch Gmünd auf dem „Gügling“. Neben einem Verwaltungsgebäude und einem Funktionsgebäude besitzt der „Cradle Campus“ auch ein innovatives Hochregallager.
Im Sinne nachhaltigen Bauens steht „cradle to cradle“ für den Gedanken, dass Bauwerke und ihre Materialien ressourcensparend eingesetzt und so konzipiert werden müssen, dass sie nach ihrer Lebensdauer wieder in den natürlichen oder industriellen Kreislauf zurückgeführt werden können. Zielsetzung dieses Projekts war klimagerechtes Bauen und dessen Nachhaltigkeit ganzheitlich auszuarbeiten für eine vorbildliche Industrieimmobilie, die optimale Arbeitsplatzqualitäten für die Mitarbeiter sicherstellt, sich im Betrieb energetisch CO2 neutral bilanziert und sich in seiner ökologischen Qualität deutlich von Vergleichsprojekten abhebt.
Eine lokale Identität des Standortes stellt der Pelosol, der lehmhaltige Baugrund, der Albvorlandschaft dar, der beim Aushub zusammen mit Kalkgestein anfällt und ein sehr gutes Baumaterial für Stampflehmwände bietet. Durch das 6m tiefe Absenken des Hochregallagers wird über die ungedämmte Bodenplatte das natürliche Kältepotential des Erdreiches zugänglich. Ein Großteil des dazu notwendigen Aushubs wurde nach Aufbereitung des Lehms und des Kalkgesteins in den acht Meter hohen und 60 cm dicken Stampflehmwänden ohne Zusatz von Zement wiederverwendet.
Ein Raum mit Wänden aus Lehm mit exponierten Flächen erfährt eine natürliche Kontrolle der Temperatur und Luftfeuchte. Lehm puffert Feuchtigkeit, er nimmt sie aus feuchter Luft auf und gibt sie an trockenere Luft wieder ab. Dieser Baustoff biete damit die Möglichkeit bei begrenzten Feuchtegewinnen und -verlusten, ohne eine lufttechnische Anlage die Anforderungen des GMP (Good Manufacturing Practice) zu erfüllen. Obendrein erweckt dieses Material eine starke lokale Identität.
Das 30 m hohe Hochregallager ist mit Blick auf die CO2 Bilanz der Baustoffe wo immer möglich in Holz ausgeführt, mit Holzregal, Holzwänden und -dach, oberhalb der acht Meter hohen Stampflehmwand, der „Naturklimaanlage", und der sechs m tiefen Fundamentwanne aus Beton. Auch beim Verwaltungsgebäude und dem Funktionsgebäude kommt heimisches Holz als Baumaterial intensiv zum Einsatz in Bereichen, die nicht zu hohe Verkehrslasten aufweisen oder ans Erdreich angrenzen und damit in Beton ausgeführt werden mussten.
Die Baukörperanordnung mit dem vom Funktionsgebäude abgerücktem Hochregallager wurde gemeinsam mit der Michelgroup entwickelt, lässt möglichst viel Tageslicht in das Funktionsgebäude eintreten und erlaubt eine Außenbeziehung, wichtige Aspekte der Arbeitsplatzqualität.
Die geothermische Wärme- und Kälteversorgung über eine reversible Wärmepumpe stellt Wärme- und Kälteversorgung sicher. Den dazu notwendigen Strom, sowie den gesamten Betriebsstrom der Gebäude, inklusive dessen, was die Logistiksysteme benötigen, erzeugen dach- und fassadenintegrierte Photovoltaiksysteme mit ca. 10.000 m² Sammelfläche. Sie machen den „Cradle Campus“ CO2 neutral im Betrieb.
Ein Wassermanagementsystem mit Regenwasserzisterne, Grauwassersystem und Versickerungsflächen minimiert die Menge von abfließendem Niederschlagswasser. Mit einer ca. 20%igen Versiegelung des 72.000 m² großen Grundstückes für Gebäude und Verkehrserschließung kann Weleda Pflanzgärten und Streuobstwiesen auf dem Grundstück realisieren und so die lokale Biodiversität verbessern und ein Habitat für Pflanzen und Tiere schaffen. Dies bestätigte auch der Gmünder Gemeinderat mit der Erlaubnis, auf Gründächer zu verzichten und damit das maximale solare Strompotential zu ermöglichen.
Das Projekt wurde nach den Anforderungen des DGNB geplant und besitzt eine Vorzertifizierung im Platinum Level, der höchsten Auszeichnungsstufe.
2024 Polis award 1. Platz / Ökologische Wirklichkeit
2024 Innovationspreis Lehmbau BW
2024 Iconic Award Innovative Architecture "best of best"